Die Gruppendiskussion gehört neben der Postkorbübung zu den am häufigsten eingesetzten Übungen im Assessment Center. Hier lassen sich in etwa 30 – 45 Minuten die sozialen und kommunikativen Qualifikationen aller Bewerber beobachten und vergleichen. In der Gruppendiskussion werden aktuelle gesellschaftliche Themen behandelt oder auch Themen, die eine wichtige Unternehmenssituation mit divergierenden Standpunkten simulieren (vgl. auch „Rollenspiele“). Manchmal ist die Themenfindung Teil der Übung.
Am Ende einer „kooperativen“ Gruppendiskussion soll eine gemeinsam getroffene Entscheidung („Soll eine neue Produktlinie in das Programm aufgenommen werden?“) oder ein gemeinsam abgestimmtes Vorgehen stehen („Erarbeiten Sie einen Zeitplan für die Entscheidung für ein neues Produkt“). Bei „konfrontativen“ Gruppendiskussionen steht der Austausch von „Für“- und „Wider“-Argumenten im Vordergrund. Meist steht eine Vorbereitungszeit zur Verfügung, in der sich die Teilnehmer mit dem Thema vertraut machen und eine Strategie überlegen können.
In der Gruppendiskussion werden neben rhetorischen Fähigkeiten und Durchsetzungsfähigkeit auch Kriterien wie Empathie und die Fähigkeit zum aktiven Zuhören bewertet. Ob die Beobachter am Ende einen durchgesetzten Standpunkt höher bewerten als zum Beispiel das erfolglos gebliebene Streben nach einer Kompromisslösung, hängt auch vom Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle(n) und der Unternehmenskultur ab.
Vorbereitung auf die Gruppendiskussion
Mach Dir bewusst, dass Du je nach Thema am besten einen Standpunkt vertrittst, der für ein Unternehmen grundsätzlich und das Unternehmen im Besonderen sinnvoll ist. Positiv werden Beiträge gesehen, die die Diskussion überhaupt in Gang bringen („Erstredner“) oder zielgerichtet strukturieren oder zurückhaltende Teilnehmer proaktiv einbeziehen. Allerdings sind diese Aspekte relativ bekannt und haben nur einen kleinen Anteil an der Gesamtbewertung. Es ist peinlich, wenn sechs Leute sich darin zu übertreffen suchen, die Diskussion zu beginnen, regelmäßig auf die fortgeschrittene Zeit hinzuweisen und den siebten Teilnehmer für seinen konstruktiven Beitrag zu loben. Für die Gesamtbeurteilung wichtiger sind angemessene Redeanteile, aktives Zuhören, Überzeugen statt Überreden und eine erkennbare Argumentationsstrategie. Die Strategie kann entweder der gewichtete Einsatz verschieden starker Argumente sein (von stärkeren Argumenten zu schwächeren oder umgekehrt) oder auch eine Fokussierung auf eine Leitlinie wie „Kostensenkung“, „Innovationsdruck“ oder „Effektivität“.
Wenn die Diskussion nicht in Gang kommt, kannst Du mit einem Impuls-Statement punkten, vielleicht sogar mit einer kontroversen These. Ansonsten warte ab, bis besonders aktive Diskussionsteilnehmer ihren Erstbeitrag geleistet haben, dann kannst Du mit Deinem ersten Beitrag bereits auf einige Argumente eingehen.
Wenn am Ende der Gruppendiskussion ein Ergebnis stehen soll, achten die Beobachter besonders auf Deinen Beitrag zum Ergebnis. Der wird dann am größten sein, wenn Du die anderen Diskussionsteilnehmer als Partner siehst und nicht versuchst, alle Deine Standpunkte durchzusetzen. In der Vorbereitung auf das Thema kannst Du Deine angestrebten Ziele gewichten und Positionen definieren, die Du für eine sinnvolle Einigung auch aufzugeben bereit bist.