Vorstellungsgespräch: Fragen an den Bewerber

Die richtigen Antworten bei Fragen im Vorstellungsgespräch

Fragen im Vorstellungsgespräch
Deine Gesprächspartner wissen, dass für Dich das Vorstellungsgespräch keine Routine ist. Ein bisschen Nervosität ist also in Ordnung und wird in einem fairen Gespräch nicht ausgenutzt. Niemand lädt Dich zum Vorstellungsgespräch ein, um Dich vorzuführen. Man will Dich als Persönlichkeit kennen lernen und einen möglichst gute Prognose darüber abgeben, ob Du ins Team und ins Unternehmen passt und die Anforderungen des Jobs erfüllen wirst. Das alles lässt sich mit den Begriffen „fachliche Qualifikation“, „persönliche Qualifikation“ und „Motivation“ zusammenfassen und soll im Auswahlverfahren abgedeckt werden.

Fragen zum Lebenslauf

Die Fragen im Vorstellungsgespräch werden zu einem großen Teil Deinen Lebenslauf betreffen: Man möchte vor allem wissen, was Deinen Werdegang bestimmt hat, wie Du Entscheidungen triffst und wie Du Dich in Jobs, Praktika und Studium organisiert und verhalten hast. Auch Deine Erfahrungen und Dein Umgang mit Erfolgen und Misserfolgen sind interessant. Sieh Dir Deine Bewerbungsunterlagen vor diesem Hintergrund an und lasse die wichtigsten Stationen Deines Lebenslaufes, Deine Entscheidungen, Leistungen, Erfolge und Misserfolge Revue passieren.

Beispielfragen zum Lebenslauf:

  • Warum haben Sie den Studiengang/Studienschwerpunkt/die Hochschule gewählt?
  • Warum haben Sie in einigen Fächern eher durchschnittliche Leistungen?
  • Welcher Professor hat Sie besonders beeindruckt?
  • Erklären Sie uns doch einmal das Thema Ihrer Abschlussarbeit!
  • Wie sind Sie an den Studienplatz für Ihr Auslandsstudium gekommen?
  • Warum haben Sie bisher noch kein einschlägiges Praktikum absolviert?

Fragen zum Aufgabengebiet

Fragen zum Aufgabengebiet verraten Deinen Gesprächspartnern, wie intensiv Du Dich mit der Position bereits auseinandergesetzt hast. Das ist ein wichtiger Indikator für Deine Motivation, Dich auf die Stelle zu bewerben. Schließlich hat auch das Unternehmen ein Interesse daran herauszufinden, ob Du ernsthaft an der Stelle interessiert bist oder Deine Bewerbung eher eine Verlegenheitslösung darstellt.

Zu Vorbereitung ist die Unternehmenswebsite die wichtigste Quelle, aber auch Recherchen über das Marktumfeld sowie - bei größeren Unternehmen – zu aktuellen  Unternehmensentwicklungen gehören selbst für Bewerbungen auf Einstiegspositionen zu einer guten Vorbereitung. Außerdem finden sich oft Erfahrungsberichte von Mitarbeitern oder Bewerbern bei dem Unternehmen im Netz.

Beispielfragen zum Aufgabengebiet:

  • Wie würden Sie folgende Fragestellung lösen/angehen?
  • Was halten Sie für wesentliche Herausforderungen in Ihrem Arbeitsgebiet?
  • Was erwarten Sie sich von den ersten 100 Tagen im Job? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
  • Welches sind Ihrer Meinung nach wichtige technische oder marktwirtschaftliche Entwicklungen in den nächsten Jahren?

„Stressfragen“

Am Ende des Vorstellungsgespräches müssen Deine Gesprächspartner zu einer Prognose in der Lage sein, ob Du den Anforderungen des Jobs genügst. Deshalb sind so genannte „Stressfragen“ kein Ausdruck von Machtspielen oder Boshaftigkeit. Man will nur herausfinden, wie Du in Situationen mit Konflikt- oder Stresspotenzial reagierst. Denn diese Situationen gibt es später in (fast) jedem Job. Dein Umgang mit Stressfragen im Vorstellungsgespräch erlaubt Rückschlüsse auf Dein Verhalten am Arbeitsplatz, wenn Zeitdruck, Kundenbeschwerden, Meinungsverschiedenheiten mit Kollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitern oder sonstige Dinge auf Dich zukommen. Bleibst Du freundlich und sachlich, markierst Du klare Grenzen? Oder gerätst Du leicht aus dem Konzept, wirst reserviert oder ziehst Dich zurück? Es geht also meist weniger um die Antwort auf die Frage, sondern eher Deinen Umgang mit einem unbequemen Thema. Nur wenn Deine bisherigen Antworten zu einem Thema einstudiert wirkten oder zu ausweichend waren, sind  „Stressfragen“ stärker inhaltlich motiviert.

Stressfragen können auch Fragen sein, die vielleicht auf den ersten Blick so gar nicht in ein Vorstellungsgespräch passen: „Wenn Sie ein Tier wären: Welches Tier wären Sie?“

„Stressfragen“: Ein Beispiel

„Ihre Noten sind ja nicht besonders. Die anderen Bewerber, die wir eingeladen haben, haben deutlich bessere Noten. Können Sie uns einen Grund nennen, warum wir Sie nehmen sollten?“

Diese Frage bedeutet sogar doppelten Stress: Zum einen wirst Du unverblümt auf den letzten Platz des „Kandidatenrankings“ gesetzt, zum anderen sollst Du Dich mit der Antwort sehr  kurz fassen. Auf der anderen Seite: Man hat Dich eingeladen, man ist also schon ernsthaft an Dir interessiert. Die eine richtige Antwort gibt es nicht, hier ein paar Möglichkeiten:

  • „Ich hatte mich bewusst für diese Hochschule entschieden, obwohl ich wusste, dass dort recht streng bewertet wird. Innerhalb meines Jahrgangs an meiner Hochschule gehöre ich sogar zu den besten 30%.“
  • „Ich habe parallel zum Studium regelmäßig jobben müssen. Dabei stand ich öfter vor der Entscheidung: Mehr Vorbereitungszeit auf Prüfungen oder kürzeres Studium? Ich habe mich grundsätzlich für letzteres entschieden. Im Nachhinein sehe ich es als wichtiger an, eine klare Entscheidung getroffen und vertreten zu haben, als permanent den Kurs zu ändern.“
  • „Vielleicht bin ich wirklich ein bisschen zu oft nach dem Motto verfahren: ‚Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss.’ Aber letztendlich habe ich dabei auch herausgefunden, welche Themen mir besonders Spaß machen und in diesen Fächern auch bessere Leistungen erzielt.“

Der beste Tipp zum Umgang mit Stressfragen

Mit dem Wissen, warum Stressfragen eingesetzt werden, sollte Dir der Umgang mit „Stressfragen“ leichter fallen. Zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch gehört, Dir mögliche Schwachpunkte in Deinem Lebenslauf und in Anlagen und Zeugnissen vor Augen zu führen und zu überlegen, wie eine souveräne und authentische Antwort aussehen könnte. Und wenn Du Dich nach dem Gespräch wunderst, dass keine „Stressfragen“ gestellt wurden, liegt das vielleicht nur daran, dass Du keinen „Stress“ mit den Fragen hattest.